Die Arbeitszeiten in der Beratung

Die Arbeitszeiten in der Beratung  ist eines der bekanntesten Klischees. Am Montag um 5 Uhr aufstehen und den ersten Flieger nehmen, die gesamte Woche bis spät in die Nacht und lange nach 0 Uhr im Office beim Kunden sitzen und am Wochenende Mails beantworten. Dieses Bild von den Arbeitszeiten in der Unternehmensberatung hat sich über Jahre bei vielen Studierenden verfestigt. Von Allnightern bis mittags zum Sport gehen – wir erzählen Dir in diesem Blogartikel wie die Arbeitszeiten im Consulting wirklich sind, welche Klischees stimmen und was Du vielleicht noch nicht wusstest.

Die Berater-Woche

Zunächst sollte man den Alltag in der Beratung betrachten, um zu verstehen, warum es zu den oben geannten Vorurteilen gekommen ist.

Montag bis Mittwoch

In der Beratung ist es häufig so, dass Du am Montag tatsächlich den ersten Flieger zum Kunden nimmst. Dies geht natürlich einher mit sehr frühem Aufstehen. Bist Du dann erstmal beim Kunden im Office bist, ist es schnell mal 10 Uhr. Ab dann tickt meistens die Uhr. Bis Donnerstagabend, wenn Du und Dein Projektteam wieder nach Hause fahrt, müssen nämlich Meetings mit Kunden abgehalten, Unterlagen erstellt und Excelmodelle gebaut werden. Daher ist es tatäschlich so, dass Montag bis Mittwoch meist längere Arbeitszeiten herrschen. Projekte sind auch meist eng getaktet und somit muss in kurzer Zeit enorm viel Arbeit geleistet werden. Wenn die Mitarbeiter des Kunden – meist Konzerne – also in den Feierabend gehen, fangen Berater häufig erst an, die neuen Insights aus Meetings, Experteninterviews und Gesprächen aufzubereiten und die nächsten Schritte zu planen. Es wird zusammen zu Abend gegessen und meist auf dem Hotelzimmer noch weitergearbeitet.

Donnerstag bis Sonntag

Donnerstag am späten Nachmittag eilt meist das Projektteam zum Flughafen, damit jeder am späteren Abend zu Hause ist. Hier wird dann meistens nicht mehr viel getan. Am Freitag geht es etwas ruhiger zu. Du kannst meist aus dem Home Office arbeiten oder gehst in Dein Standort-Office. Neben der Arbeit hast Du meist etwas Zeit, um mit Dich mit Kollegen auszutauschen und interne Aufgaben zu erledigen. Zudem reichen viele am Freitag Rechnungen für Hotels, Flüge etc. ein. Meist endet der Freitag in den Beratungen dann am Nachmittag.

Hingegen mancher Vorurteile hast Du am Wochenende in den allermeisten Beratungen frei. Erst ab Managerlevel oder noch höher, kann es vorkommen, dass ein wenig Arbeit unter der Woche auf der Strecke geblieben ist und Du daher am Sonntag den Laptop doch nochmal aufklappen musst.

Natürlich gibt es vor allem nach der Coronakrise auch immer mehr Projekte, bei denen Du nicht jede Woche zum Kunden reisen musst. Dies gibt Dir natürlich am Morgen meist ein wenig mehr Zeit. Dennoch sind die Arbeitszeiten von Montag bis Mittwoch bzw. Donnerstag und Freitag ähnlich.

Allnighter? - It depends!

Nun haben wir Dir den Alltag in der Beratung kurz zusammengefasst. Wichtig dabei ist aber, dass auch wenn dieser in vielen Beratungen ähnlich aussieht, eine alte Beraterregel gilt: It depends!

Es gibt zwei Faktoren die zu großen Unterschieden führen können: Bei welcher Beratung Du arbeitest und auf welchem Projekt Du bist.

Fangen wir an mit der Beratung. Die Beratungen haben unterschiedliche Ansprüche was die Arbeitszeiten angeht. Hier lässt sich das von uns schön öfters aufgezeigte Tier Modell gut anwenden. Wenn Dir dieser Begriff neu ist, schau gerne unseren Artikel „Wie wähle ich die richtige Unternehmensberatung für mich?“ an. Hier erfährst Du, welche unterschiedlichen Beratungen es gibt.

Arbeitszeiten bei Tier 1 und Tier 2

Bezüglich der Arbeitszeiten lässt sich nach unserer Erfahrung gut unterteilen zwischen Tier 1 / Tier 2 und Tier 3 Beratungen. Bei den Tier 1 und Tier 2 Beratungen, also McKinsey, BCG und Bain & Company sowie Kearney, Oliver Wyman, Strategy& und Roland Berger, erwarten Dich sicherlich die längsten Arbeitszeiten. Pauschal ist es immer schwierig eine Aussage zu treffen aber ein realistisches Szenario wäre durchaus, dass Du von Montag bis Mittwoch bis 0 Uhr arbeitest, am Donnerstag bis 21 Uhr und am Freitag bis 18 Uhr. Dies kann sowohl nach oben als auch nach unten abweichen.

Arbeitszeiten bei Tier 3

Bei den Tier 3 Beratungen ist das meist ein wenig anders. Da die Tier 3 viele verschiedene Beratungen umfassen, kann es hier natürlich auch zwischen den Beratungen zu Abweichungen kommen. Grundsätzlich haben diese jedoch nicht so harte Arbeitszeiten, da auch ein geringes Gehalt gerechtfertigt werden muss. Bei Beratungen wie Simon-Kucher, ZEB oder Horvath kann es vorkommen, dass Du von Montag bis Mittwoch bis ca. 21 Uhr, am Donnerstag bis 19 Uhr und am Freitag bis 17 Uhr arbeitest.

Arbeitszeiten bei verschiedenen Projekten

Die wesentlichste Komponente, die einen Gesamtvergleich zwischen den Beratungen am schwersten macht, ist das Projekt. Denn auch bei Firmen wie McKinsey kann es vorkommen, dass Du auf einem Projekt bist, das einfach nicht derartigen Aufwand der Berater benötigt bzw. sich vielleicht auch nur in einer ruhigeren Phase befindet. Umgekehrt kann es vorkommen, dass Du bei einer Tier 3 Beratung auf einem sehr anpsruchsvollen Projekt bist, das viel abverlangt und Du daher die von uns eher den Tier 1 und Tier 2 Beratungen zugeordneten Arbeitszeiten erleben wirst. Das sollte allerdings eher eine Ausnahme sein.

Was Du noch nicht wusstest

Nun haben wir Dir einen Überblick über die Arbeitszeiten in verschiedenen Beratungen gegeben aber viele vergessen dabei einige Komponenten, die Dir möglicherweise auch noch nicht bekannt sind.

 

Interne Arbeit und Leave-Programme

Zunächst sollte man bedenken, dass die oben beschriebenen Szenarien das laufende Projektgeschäft beschreiben. Es kann aber, auch bei den ganz Großen, immer wieder vorkommen, dass die Projektlage einfach nicht so stark ist. Daher kann es sein, dass Du wie man im Consulting sagt „on the beach bist“, d.h. nicht auf einem Projekt und Du interne Projekte wie Studien oder andere Themen behandelst. Auch nach einem langen, anstrengenden Projekt kannst Du das für ein paar Wochen einfordern, um ein wenig Luft zu holen.

Ebenfalls bieten viele Beratungen nach harten Wochen freie Tage an, die Du Dir dann neben Deinem Urlaub noch nehmen kannst. Zudem solltest Du bedenken, dass vor allem die Tier 1 Beratungen tolle Möglichkeiten anbieten, von dem Beratungsstress eine Pause zu nehmen. Das kann ein temporärer Wechsel in eine andere Firma sein, ein Sabbatical Year oder am Anfang Deiner Karriere ein MBA, Doktor oder auch ein Projektjahr bei einer NGO in Afrika. Die Liste an Möglichkeiten bei diesen Firmen ist meistens sehr lang. Du siehst es gibt also genügend Möglichkeiten, auch die langen Arbeitszeiten abseits von hoher Bezahlung und Benefits zu kompensieren.

 

Benefits

Schlussendlich wirst Du bei den Tier 1 und Tier 2 Beratungen auch immer wieder Pausen vom Arbeitsstress nehmen können, die Dir in anderen Karrieren verwehrt bleiben. Es ist nicht unüblich, dass nach anstrengenden Projekten auch mal ein, zwei Tage zusammen im Team Freizeitaktivitäten wie Bootsfahrten, Klettern oder anderes unternommen werden. Regelmäßige Teamdinner in tollen Restaurants oder gar Dinner nach Abschluss des Projektes in Michelin Restaurants sind ebenfalls häufiger der Fall.

Abschließend kommt hinzu, dass Du aufgrund des Projektgeschäftes auch flexibel Deinen Tag planen kannst. Gemeint ist damit nicht, dass Du selber Deinen Kalender einteilst. Da Du aber sowieso lange arbeitest, kannst Du, wenn Du mal einen Puffer hast, zum Sport gehen oder einen Spaziergang machen.

Du siehst also die zunächst sehr abschreckenden Arbeitszeiten können selbstverständlich sehr belastend sein, werden aber aufgelockert durch tolle Momente, in denen sich die Arbeit auch auszahlt.

 

Entwicklung in den letzten Jahren

Abschließend wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass sich die Arbeitszeiten im Consulting auch über die letzten Jahre deutlich verändert haben. Seit der Coronakrise ist es, wie wir bereits oben erwähnt haben, nicht mehr die Regel, dass man unbedingt jede Woche beim Kunden sein muss. Homeoffice ist mittlerweile eine völlig normale Arbeitsweise.

Zudem verfolgen immer mehr Beratungen ein Ampelsystem, dass Woche für Woche kontrolliert, ob gewisse Zeiten auch eingehalten und nicht überschritten werden. Ebenfalls haben immer mehr Beratungen, auch unter den Tier 1 Firmen, Systeme wie 10-8-6 implementiert. Gemeint ist damit, dass von Montag bis Mittwoch bis 22 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr und am Freitag bis 18 Uhr maximal gearbeitet wird. Das wird zwar erfahrungsgemäß nicht immer eingehalten aber zumindest dient es als Orientierung und bietet einen Ankerpunkt, der Allnighter bis 5 Uhr morgens, die es früher durchaus öfter mal gab, immer mehr zur Seltenheit machen.

Dennoch sollte Dir bewusst sein: Die Beratung ist herausfordernd in vielen Bereichen und auch derartige Arbeitszeiten können durchaus passieren – auch wenn es Ausnahmen sind. 

 

Zusammenfassung

Wie Du nun weißt, stimmen viele der Klischees aber eben auch nicht allgemein und nicht immer.

Es bleibt festzuhalten, dass sich in den letzten Jahren viel getan hat und Horrorszenariern immer weniger vorkommen. Zudem schwanken Arbeitszeiten enorm von Beratung zu Beratung und vor allem von Projekt zu Projekt. Die Firmen, die längere Arbeitszeiten aufweisen, kompensieren dies aber auch meist mit netten Auszeiten, tollen Erlebnissen und natürlich auch einer sehr hohen Bezahlung.

Wenn Du wissen möchtest, wie viel Du in der Beratung verdienen kannst, dann lese Dir hier unseren Blogartikel über Gehalt durch.

Abschließend lässt sich sagen, die Beratungsbranche ist auch was die Arbeitszeiten angeht vielseitig, feststeht allerdings: In der Beratung wird eindeutig mehr und länger gearbeitet als in den aller meisten anderen Branchen.

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