Wenn es um das Thema Unternehmensberatung geht, denken viele an Reisen, lange Arbeitszeiten und eine steile Karriere. Doch es gibt einen weiteren Aspekt, der vielen bei diesem Berufsfeld in den Sinn kommt:
Ein hohes Gehalt.
Von ernüchternden Durchschnittseinkommen bis sechsstelligen Einstiegsgehältern kursieren viele Gerüchte über die Bezahlung in der Beratung. In diesem Artikel wollen wir Dir einen Überblick geben, was wirklich stimmt. Dafür behandeln wir u. a. die Fragen, wie sich das Gehalt in der Beratung zusammensetzt, was es für weitere monetäre Vorteile in der Beratung gibt, wie sich das Gehalt über die einzelnen Positionen entwickeln kann und bei welchen Beratungen Du wie viel verdienst.
Inhalt
Auf folgende Themen schauen wir in diesem Artikel zum Thema Gehalt in der Beratung:
Gehalt in der Beratung: Wie viel kann ich in der Beratung wirklich verdienen?
Bevor wir konkrete Zahlen diskutieren, sollte zunächst einmal das Thema Gehalt in der Beratung korrekt eingeordnet werden. Die Frage, ob man in diesem Beruf wirklich überdurchschnittlich viel Geld verdienen kann, lässt sich schnell mit „ja“ beantworten. Doch dabei liegt die Betonung auf „kann“, denn nicht in jeder Beratung wirst Du vergleichsweise hohe Gehälter bekommen. Es gibt Beratungen, in denen Du ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von ca. 45.000 EUR bekommst und es gibt Beratungen, in denen das Einstiegsgehalt bis zu ca. 120.000 EUR betragen kann. Wichtig zu verstehen ist hierbei, dass je höher die Gehälter werden, desto enger werden auch die Maschen und Eintrittsbarrieren, um in diesen elitären Firmen einzusteigen.
Zeit gegen Geld?
Zudem kommt hinzu, dass Du in den allermeisten Fällen Zeit gegen Geld eintauschst. Ein höheres Gehalt geht also auch meist mit deutlich mehr Arbeit, Druck und Stress einher. Brichst Du ein sehr hohes Gehalt also auf die Arbeitsstunde runter, so wirst Du dort wahrscheinlich vergleichsweise normal verdienen. Dies ändert sich dann allerdings später in der Karriere, weil Du mit höheren Berufsleveln auch zunehmend mehr verdienst.
Monetäre Komponenten
Um das Thema Gehalt und Vergütung allgemein besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Zusammensetzung von Gehältern in der Beratung. Grundsätzlich lässt sich unterscheiden zwischen drei Gehaltskomponenten:
Fixgehalt, Bonus und Benefits.
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- Fixgehalt: Das Fixgehalt beschreibt Dein Grundgehalt, das Du monatlich überwiesen bekommst.
- Bonus: Dann gibt es meist noch einen Bonus, der einmal im Jahr ausgezahlt wird. Dieser kann “Company-based“ oder „Individual-based“ sein. Das bedeutet, dass der Bonus auf Basis der Performance der gesamten Beratung über das Jahr oder eben Deiner individuellen Performance festgelegt wird. Der Bonus im Einstiegsbereich liegt meistens bei ca. 10% der Grundvergütung. In einzelnen Fällen kann dieser aber auch mehr Deines Gesamtgehalts ausmachen. Der Bonus variiert von Beratung zu Beratung. Anders als im Investment Banking bekommst Du jedoch in den meisten Fällen – vor allem auf den Einstiegspositionen – den im Vertrag definierten Bonus nahezu voll ausgezahlt.
- Benefits: Benefits sind meist nicht oder nur teil monetär, daher schauen wir uns diese einmal separat an.
Benefits
Gehaltsbestandteil: Firmenwagen
Eine dritte Komponente sind die sogenannten Benefits. Dabei handelt es sich um Zusatzleistungen, die ebenfalls recht unterschiedlich zwischen Beratungen sein können. Ein klassisches Beispiel ist z. B. der Firmenwagen. Dieser wird in den meisten kleineren Beratungen aber erst nach der ersten Beförderung zur Verfügung gestellt. Bei den top Strategieberatungen bekommt man den Firmenwagen auch manchmal direkt nach der Probezeit. In vielen Beratungen kannst Du Dir eine gewisse Leasingrate auch einfach auszahlen lassen, oder stattdessen einen Zuschuss für öffentliche Verkehrsmittel oder Car-Sharing Anbieter bekommen.
Betriebliche Altersvorsorge als Gehaltsbestandteil
Ebenfalls gibt es Beratungen, in denen Du eine betriebliche Altersvorsorge oder spezifische Versicherungen erhältst. Wenn Du für Deinen neuen Job in eine andere Stadt umziehst, wird Dir auch meist hier der Umzug bezahlt und auch für die Einrichtung eines Homeoffices zahlen manche Beratungen einen hohen dreistelligen Zuschuss.
Weitere Benefits als Gehaltsbestandteil
Was nun ebenfalls hinzukommt sind Benefits im Berateralltag, die aus monetärer Sicht interessant sind. Durch viele Flüge und Bahnfahrten kannst Du privat an Loyalitätsprogrammen teilnehmen und bspw. Deinen Flug in den Urlaub mit gesammelten Meilen finanzieren. Das Gleiche gilt für Hotelpunkte. Ebenfalls bekommst Du Spesen für Verpflegung. Hier sparst Du also Geld bzw. kannst durch eine günstige Ernährung zusätzlich Geld verdienen. Ein weiteres Beispiel hierfür sind sogenannte „Private Night Stays“. Stell Dir vor Du hast ein Projekt in London und anstatt in einem Hotel zu schlafen, hast Du die Möglichkeit bei einem Freund zu übernachten. Manche Beratung zahlen Dir hierfür ebenfalls einen Zuschuss aus, da die Hotelkosten gespart werden. Schlussendlich werden Dir vor allem bei den großen Strategieberatungen wie McKinsey, Boston Consulting Group, oder Bain&Company Ausbildungen z. B. in Form eines MBA’s an einer Elituniversität bezahlt.
Einstiegsgehälter und Gehaltsentwicklung
Die Entwicklung Deines Gehaltes varriert natürlich auch stark von Beratung zu Beratung. Ein entscheidenes Kriterium ist die Differenzierung zwischen Bachelor und Master. Es gibt Beratungen die hier beim Gehalt kaum oder gar nicht unterscheiden. Dann widerum gibt es Beratungen, bei denen Du mit einem Masterabschluss deutlich mehr verdienst (ca. 10.000 EUR). Pauschal lässt sich hierzu jedoch keine Aussage treffen.
Die Entwicklung Deines Gehaltes ist natürlich gekoppelt an Deiner Position im Beruf. Bei manchen Beratungen steigt das Gehalt jährlich, auch wenn Du vorerst den gleichen Jobtitel z. B. Associate hast. Es gibt also innerhalb dieses einen Levels verschiedene Gehaltsstufen. Wenn Du auf ein neues Level also zum Beispiel Senior Consultant wechselst, ist eine Gehaltsteigerung verglichen mit Deinem Einstiegsgehalt von ca. 30% durchaus realistisch. Neben Deinem Grundgehalt verändert sich auch meist die Bonusstruktur und teilweise auch die Benefits (z. B. Höhere Leasingrate für Firmenwagen).
Vergleich zwischen Beratungen
Kommen wir nun zu einem konkreten Vergleich, in dem wir versuchen abzubilden, wie sich die Gehälter zwischen verschiedenen Beratungen unterscheiden. Eine gute Kategorisierung lässt sich mithilfe des Tier-Rankings durchführen. Wenn Dir dies neu ist, lies Dir gerne unseren Artikel über das Thema Wie wähle ich die richtige Unternehmensberatung für mich? durch, hier erklären wir Dir, welche unterschiedlichen Beratungen es gibt. Im Folgenden nennen wir ein paar exemplarische Gehälter. Diese beeinhalten das Grundgehalt und den Bonus.
Boutique Beratungen
Fangen wir mit Boutique Beratungen an. Hier ist es sicherlich am schwierigsten, ein durchschnittliches Einstiegsgehalt zu beziffern, da es hier die größten Ausreißer gibt. In sehr kleinen und eher unbekannten Beratungen, die schon fast einer Agentur gleichen, also im Bereich Marketing beispielsweise ist ein Gehalt von ca. 40.000 EUR wahrscheinlich. Dann gibt es jedoch auch Boutiqueberatungen, die häufig von ehemaligen Partnern aus größeren Beratungen gegründet wurden und den Anspruch haben, auf einem ähnlich hohen Niveau zu arbeiten. Hier kannst Du durchaus zwischen 60.000 EUR und 70.000 EUR im Einstieg verdienen. Dann gibt es noch sehr renommierte Boutiqueberatungen, die ähnliche Profile wie Tier 1 Beratungen einstellen, sehr strategisch arbeiten und eine starke Reputation pflegen. Diese Beratungen versuchen meist mit sehr hohen Gehältern Kandidaten, die normalerweise zu Tier 1 Beratungen gehen, von sich zu überzeugen. Gehälter zwischen 90.000 EUR und 120.000 EUR sind durchaus realistisch. Zu beachten ist, dass die Benefits bei Boutique Beratungen meist geringer ausfallen als bei größeren Beratungen.
Gehälter in Tier 1 und Tier 2 Beratungen
Ähnliche Gehälter, wie die zuletzt genannten, kannst Du bei Tier 1 und Tier 2 Beratungen erwarten. Konkret sind das die MBB Firmen McKinsey, die Boston Consulting Group, und Bain&Company und die Tier 2 Beratungen Roland Berger, Kearney, Strategy& und Oliver Wyman.
Bei den Tier 1 Beratungen steigt man meist bei einem Masterabschluss mit ca. 85.000 EUR bis 90.000 EUR ein. Dies steigert sich Jahr für Jahr bis hin zum Partner. Auf dieser Position ist das Gehalt stark gekoppelt an Deine Performance. Ein MBB Partner oder Partnerin startet mit einem Gehalt von ca. 300.000 EUR bis 500.000 EUR und kann – vor allem als Senior Partner – auch mehrere Millionen Euro verdienen.
Bei den Tier 2 Beratungen verhält sich das Ganze ähnlich. Hier ist es meistens so, dass Du zum Einstieg tendenziell sogar noch ein wenig mehr verdienst, da diese Beratungen den etwas weniger bekannten Firmennamen verglichen zu Beratungen wie McKinsey kompensieren wollen. Die Unterschiede sind jedoch sehr gering und die Entwicklungen eher ähnlich.
Gehälter in Tier 3 Beratungen
Bei Tier 3 Beratungen merkt man hingegen einen Unterschied. Bei Firmen wie Accenture, Simon-Kucher, Horvath oder ZEB kann man mit Gehältern zwischen ca. 70.000 EUR bis 75.000 EUR rechnen. In Richtung Partner kann dies sehr varrieren und auch ein Tier 3 Partner oder Partnerin kann durchaus auf dem Niveau eines MBB Partners verdienen. Ein Vergleich auf dieser Position ist also sehr schwierig.
Gehälter in Big 4 Beratungen
Schlussendlich gibt es noch die Big 4, also Deloitte, PWC, EY und KPMG. Hier erhälst Du mit einem Master ca. 48.000 EUR als Einstiegsgehalt. Bei den Big 4 kannst Du jedoch auf den höheren Positionen und schließlich als Partner durchaus auch sehr hohe Gehälter erreichen. Wichtig zu beachten ist, dass bei den Strategieberatungen der Big 4, die teils sogar ihr eigenes Branding haben, also Strategy& (PWC), EY Parthenon (EY) oder auch Monitor Deloitte (Deloitte) andere Gehälter als im Audit gezahlt werden. Diese sind vergleichbar mit den Tier 2 bzw. Tier 3 Gehältern.
Gehalt als Entscheidungskriterium
Nun, nachdem wir Dir die möglichen Gehälter in der Beratung vorgestellt haben, wollen wir Dir noch einen Rat mit auf den Weg geben. Wir empfehlen Dir, nicht ausschließlich nach Höhe Deines (Einstiegs-)gehalts Deine passende Unternehmensberatung auszuwählen. Natürlich ist dies ein wichtiger Faktor, aber Apsekte wie Deine Interessen, die Firmenkultur, die mögliche Lernkurve, oder auch Deine Vorstellungen von Work-Life Balance sollten bei Deiner Wahl im Vordergrund stehen. Bedenke zudem auch, dass Du bei einer kleinen Beratung zwar viel Geld verdienen kannst, große Beratungen aber auch bessere Vorteile bezüglich Exit und Netzwerk mit sich bringen. Für jede Option gibt es also Pro und Contra Argumente.
Zusammenfassung
Du siehst also, das Stereotyp von hohen Gehältern in der Beratung stimmt, trifft aber auch nicht auf jede Beratung pauschal zu. Dennoch bietet die Beratung einmalige Chancen, Dein Gehalt zu optimieren, da es nur wenige Firmen gibt, die derartige Summen bezahlen. Dennoch solltest Du vor allem am Anfang Deiner Karriere nicht alleine auf ein hohes Gehalt optimieren, sondern weitere Faktoren berücksichtigen.
